• (07033) 6008
  • info@dr-friese.de

Medizinische Informationen – Streptokokken

Was tun bei Streptokokken?


Fast täglich werde ich in meiner Praxis mit Patienten konfrontiert, die eine panische Angst vor Streptokokken haben. Hier erscheint erheblicher Aufklärungsbedarf geboten, deshalb möchte ich einiges über die Bakterien schreiben.

Arten von Streptokokkken

Es gibt verschiedene Arte von Streptokokken. Meistens spielen die beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A und vergrünende Streptokokken eine Rolle.

Vergrünende Streptokokken

Vergrünende Streptokokken sind Bakterien, die meistens langfristige Erkrankungen auslösen, insbesondere eine chronische Mandelentzündung. Die Patienten bekommen keine massive Angina, die Mandeln geben vielmehr immer wenig Eiter ab. Der Patient fühlt sich dadurch nicht schwer krank, aber gelegentlich unwohl und in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Vergrünende Streptokokken können sich unter Umständen auch an Herzklappen ansiedeln, daher sind sie relativ gefürchtet. Dies passiert allerdings nur selten.

Die vergrünenden Streptokokken sprechen sehr oft nicht auf Antibiotika an. Eine homöopathische oder naturheilkundliche Behandlung ist zwar oft langwierig, hat aber meistens Erfolg.

Es gibt ein ähnliches Krankheitsbild wie die vergrünenden Streptokokken-Mandelentzündung, die aber hiervon abgegrenzt werden muss. Häufig finden sich in den Mandeln kleine Löcher, in diesen Löchern sammeln sich Essensreste an, die langsam verfaulen. Auch in diesem Fall sieht der Patient immer etwas, was aus den Mandeln austritt. Die Vorstellung dieses Krankheitsbildes ist zwar nicht gerade appetitlich, aber letztendlich ist es harmlos.

Beta-hämolysierende Streptokokken

Die beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A sind die Erreger des Scharlachs. Gelegentlich wird von Ärzten leichtfertig ein Abstrich gemacht und dem Patienten gesagt, er habe "Scharlach" weil er beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A im Rachenraum hat. Dies ist aber eindeutig falsch.

Ein Scharlach ist dadurch definiert, dass eine Mandelentzündung mit Rötung des Halses auftritt, Fieber und ein Hautausschlag. Zusätzlich müssen beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A nachgewiesen werden. Allein der Nachweis dieser Streptokokken reicht zur Diagnose eines Scharlachs niemals aus.

Der Scharlach ist eine Erkrankung, die in den letzten Jahren gelegentlich auftrat, keinesfalls aber in der Häufigkeit, wie oft angenommen wird. Demgegenüber finden sich beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A bei 20 bis 25 % der bundesdeutschen Bevölkerung. Allein die Tatsache, dass man diese Streptokokken im Hals hat, ist völlig unbedeutend. Die meisten Patienten werden nicht krank davon. Besonders häufig findet man derartige Erreger bei Erzieherinnen und auch Ärzten, also allen Menschen, die häufig den Streptokokken ausgesetzt sind. Der Betreffende bildet Antikörper gegen die Streptokokken und wird praktisch immun.

An dieser Stelle wird dann ärztlicherseits häufig ein Fehler begangen. Wenn ein Familienmitglied einen echten oder falschen Scharlach hat, wird bei der ganzen Familie ein Abstrich gemacht. Ist der Abstrich positiv, werden alle mit Penicillin behandelt. Dies bedeutet, dass die Streptokokken verschwinden. Nach zwei bis vier Wochen kommen sie aber regelmäßig wieder, und dann wird der Betreffende wirklich krank.

Vor zehn bis zwanzig Jahren war es tatsächlich üblich, ganze Familien derartig zu behandeln. Dies entspricht nicht mehr dem heutigen Stand der Wissenschaft. Allein die Tatsache, dass jemand Streptokokken im Hals hat, begründet nicht eine antibiotische Behandlung.

Der gesamte Rachenraum ist voll von allen möglichen Bakterien. Dies ist völlig normal und auch gut so. Diese Bakterien modulieren unser Immunsystem. Allein bei einem Kuss werden etwa

500 000 Bakterien übertragen und man wird nicht jedes Mal krank davon!.

Warum sind die beta-hämolysierenden Streptokokken so gefürchtet?

Der Scharlach kann zu Folgekrankheiten führen, insbesondere einer Nierenentzündung, einer Herzmuskelentzündung oder auch Rheuma. Diese Komplikationen waren in früheren Jahren sehr häufig, seit wir bessere Lebensbedingungen haben, treten sie nur noch sehr selten auf. Man glaubte eine Zeit lang, dass man solche Komplikationen durch Penicillin verhindern könnte. Inzwischen gibt es neuere Untersuchungen, die zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Die Komplikationen kommen mit und ohne Penicillinbehandlung gleich häufig (nämlich gleich selten).

Vor etwa 150 Jahren war es noch völlig anders. Zu diesem Zeitpunkt starben zum Teil 50 % der Menschen am Scharlach. Selbst in den dreißiger Jahren war der Scharlach noch gefürchtet. Wie viele Infektionskrankheiten, hat auch der Scharlach sein Bild gewandelt. Er ist heute wesentlich harmloser als früher und nicht mit dem klassischen "Scharlach" zu vergleichen.

Woher rührt die Streptokokkenangst?

Häufig wissen Patienten, dass der Scharlach bzw. Streptokokken in früheren Zeiten sehr gefährlich waren und haben daher eine panische Angst davor. Dies ist heute völlig unbegründet. Zum Teil wird die Angst auch von Ärzten geschürt mit Hinweis auf die entsprechenden Folgekrankheiten. Die Patienten werden manchmal regelrecht erpresst, Penicillin einzunehmen, obwohl dies überhaupt nicht notwendig ist. Dann werden des öfteren völlig unsinnige Laboruntersuchungen veranlasst, wie die Bestimmung des Antistreptolysintiters (ASL). Wenn der Titer erhöht ist, wird dem Patienten suggeriert, er sei krank. Dabei hat der Titer letztendlich keine große Bedeutung. Er hängt immer dem aktuellen Krankheitsgeschehen hinterher. Der Titer ist nicht während eines Streptokokkeninfekts erhöht, sondern danach. In Einzelfällen mag diese Titerbestimmung durchaus einen Sinn haben, aber nicht in der Masse, wie er bestimmt wird.

Homöopathische Behandlung von Scharlach

Der Scharlach ist eine der Krankheiten, die am allereinfachsten homöopathisch behandelt werden können. Die Ausheilung funktioniert wesentlich schneller als mit Penicillin, die Wiederholungsgefahr ist viel geringer. Man gibt 5 Kügelchen Belladonna D30, nach 12 Stunden nochmal 5 und nach weiteren 12 Stunden nochmal 5. Anschließend wird die Behandlung mit Mercurius solubilis D12 (3x1 Tablette tgl.) fortgesetzt. In fast allen Fällen ist der Scharlach in zwei bis drei Tagen ausgeheilt. Die Streptokokken im Hals sind zwar noch vorhanden, sie sind aber harmlos. Die Kinder können dann auch bedenkenlos wieder in den Kindergarten gehen.